Im Gespräch: Andrea Hörner über das neue Projekt FrieDa

In diesem Jahr tut sich viel spannendes in der Lebenshilfe Tübingen. Mit unserem neuen, von der Aktion Mensch gefördertem, Projekt „FrieDa“ will die Lebenshilfe das bisherige Bildungshaus zu einer offenen Begegnungsstätte ausbauen.

Heute erzählt uns Lebenshilfe Mitarbeiterin Andrea Hörner mehr über dieses spannende Vorhaben.

 

Andrea, Du hast die bisherige Koordination des neuen Projektes „FrieDa“ übernommen. Erzähl uns doch mal, was genau sich hinter dem Projekt FrieDa verbirgt.

Das FrieDa Projekt entstand aus der Idee heraus, einen offenen Raum für Begegnung für die Bewohner*innen im westlichen Stadtteil von Tübingen zu schaffen. Mit niederschwelligen, kulturellen Angeboten sollen Menschen mit und ohne Behinderung zusammengebracht werden. Die geplanten Veranstaltungen sind beispielsweise Sport- und Bewegungsangebote, Spieleabende, Kinder-und Jugendaktivitäten, Elternangebote und vieles mehr. Das Angebotsspektrum ist weit gefasst und wird gemeinsam mit den Besucher*innen gestaltet. Das FrieDa Projekt bietet folglich einen ungezwungenen Rahmen, in dem Menschen sich treffen und austauschen können. Die ersten Angebote starten im April 2022.

Woher kommt eigentlich der Name „FrieDa“?

Der Name FrieDa leitet sich von der Straße ab, in der sich das Bildungshaus der Lebenshilfe befindet. Die Straße heißt Friedrich- Dannemann- Straße.

Warum sind Projekte, wie das FrieDa Projekt so wichtig?

Auch wenn sich die Politik und unterschiedliche Vereine in Deutschland für eine inklusive Gesellschaft einsetzen, haben wir das Ziel von einer gemeinsamen Gesellschaft noch lange nicht erreicht. Der Begriff „Inklusion“ kann vereinfacht, als die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in allen Bereichen beschrieben werden. Dazu gehören Lebensbereiche wie Arbeit, Familie, Freizeit, Bildung und vieles mehr. Es gibt nach wie vor Barrieren die verhindern, dass Menschen mit und ohne Behinderungen sich in diesen Lebensbereichen begegnen können. Zu den Barrieren gehören nicht nur technische und physische Hindernisse, wie zum Beispiel vorhandene Treppenstufen vor Eingangstüren oder eine schwierige Sprache in den Nachrichten, sondern auch die Barrieren, die in den Köpfen der Menschen vorhanden. Diese führen dazu, dass Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft ausgeschlossen werden. Dies zeigt deutlich, dass ein Umdenken und Handeln innerhalb der Gesellschaft noch zu wenig stattfindet und Inklusion ein langer Prozess ist.

Genau an diesem Punkt setzt das Frieda Projekt an. Wir möchten mit offenen Veranstaltungen versuchen diese Barrieren zu überwinden und die Inklusion voranbringen. Durch kulturelle Veranstaltungen wie beispielsweise Kunstprojekte, interkulturelle Kochabende oder offene Treffs, sollen Gemeinsamkeiten gefunden werden, die verbinden. Die Kontakte von Menschen mit und ohne Behinderung, aber auch Menschen mit einer anderen Sprache, Religion oder ethnischen Herkunft, sollen zu einem Alltag führen, in dem neue Beziehungen aufgebaut werden und voneinander gelernt werden kann. Mit Projekten, wie dem FrieDa Projekt, wird somit das Wir- Gefühl der Gesellschaft gestärkt, in dem unterschiedliche Menschen verschieden sein dürfen, jedoch jeder* ein aktiver Teil der Gesellschaft ist.

Mit wem kooperiert die Lebenshilfe bei den Veranstaltungen?

Damit ein Projekt in einem Stadtteil ankommt, braucht es eine gute Vernetzung und viele Kooperationspartner*innen. Im Projektteam FrieDa sind bereits Vertreter*innen von unterschiedlichen Kooperationen mit dabei. Dazu gehört die Gemeinde der Stephanunskirche, die Stadtteil- Sozialarbeiterin und Mitarbeiterinnen des Netzwerkes Äußere Weststadt. Zudem bestehen erste Kooperationen mit Kindertagesstädten aus der Weststadt und einem Jugendhaus. Die gemeinsamen Veranstaltungen werden momentan noch geplant.

Was sind die besonderen Herausforderungen bei dem Projekt?

Die Lebenshilfe setzt sich zwar schon seit vielen Jahren für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen ein, solch ein Projekt wie das FrieDa Projekt hat es bisher aber noch nicht gegeben. Es wird also sicherlich etwas dauern, bis sich das Projekt rumgesprochen und in der Tübinger Weststadt etabliert hat. Es muss bekannt werden, das heißt, wir werden viel Werbung in den unterschiedlichen sozialen Bewegungsfeldern der Menschen in der Weststadt machen. Dabei ist es sicherlich eine Herausforderung, die Menschen zu erreichen. Wir stellen uns also die Fragen: Wie kann ein ansprechendes Angebot aussehen? Welche Sprache müssen wir sprechen? Welche Barrieren sind vorhanden, die es den Besucher*innen eventuell erschwert, an Veranstaltungen teil zu nehmen? Ob uns dies gelingt, werden wir sehen, sobald die Veranstaltungen begonnen haben. Wir sind aber sehr zuversichtlich und hoffen, dass das Projekt einen langfristigen Erfolg zeigt.  

Wen will man mit den Veranstaltungen ansprechen?

Das FrieDa Projekt ist ein offenes Projekt, das heißt, es sind alle Menschen, egal welchen Alters oder welcher Herkunft, bei uns willkommen. Da das Projekt in der Weststadt verortet ist, wollen wir zunächst Bewohner*innen aus dem Stadtviertel erreichen. Es dürfen uns aber natürlich auch Menschen aus anderen Stadtgebieten Tübingens besuchen.

Welche Aktivitäten sind derzeit geplant? Worauf können wir uns freuen?

Bisher haben wir drei langfristige Angebote geplant, die regelmäßig stattfinden werden. Zu diesen Angeboten gehören ein Elternfrühstück, ein Jugendtreff und ein FrieDa Café.  Zusätzlich, einmalig stadtfindende Veranstaltungen sind auch in Planung aber noch nicht konkret ausgearbeitet.

Wo kann man sich über geplante Veranstaltungen informieren?

Das FrieDa Projekt ist ein Projekt der Lebenshilfe Tübingen. Daher findet man unsere Angebote zunächst mal auf der Webseite der Lebenshilfe. Aber auch in der Lebenshilfe App und auf den Social Media der Lebenshilfe kann man die Angebote einsehen. Wenn das Projekt angelaufen ist, soll es auch einen eigenen FrieDa Veranstaltungskalender geben, den man beispielsweise bei der Lebenshilfe bekommen kann. Auf den Webseiten der Kooperationspartner*innen wird man die Angebote auch finden können.

Wird es auch Veranstaltungen außerhalb des FrieDa Hauses geben?

Ja, auf jeden Fall. Auch wenn der Fokus, der bereits geplanten Veranstaltungen auf der Räumlichkeit der Lebenshilfe liegt, wollen wir uns in der Weststadt zeigen und sind für Angebote außerhalb offen. Der Jugendtreff, welcher ab April im Jugendhaus Bricks stattfinden wird, ist unser erstes Angebot außer Haus. Für den Sommer sind auch Veranstaltungen unter freiem Himmel geplant.

Kann man sich beim FrieDa Projekt auch ehrenamtlich engagieren?

Unbedingt! Das FrieDa Projekt freut sich über viele, helfende Hände. Zu den vielfältigen Aufgaben gehören zum Beispiel, im Café servieren, bei den Vorbereitungen unterstützen, die Veranstaltungen begleiten und vieles mehr. Die geplanten, kulturellen Angebote orientieren sich an dem Prinzip der Inklusion. Mithilfe von Tandems sollen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen zu den Angeboten kommen. Langfristig betrachtet sollen die Tandems über das FrieDa Projekt hinaus weiterbestehen können. Auch für die Tandems kann man sich melden. Bereits gemachte Erfahrungen in dem Bereich sind hilfreich aber nicht Vorrausetzung. Wer Lust hat, mitzumachen, kann sich unter der folgenden E-Mail Adresse melden: mitmachen@lebenshilfe-tuebingen.de

Kann man sich mit einer Veranstaltungsidee auch an die Lebenshilfe wenden?

Ja klar, wir sind an den Ideen der Besucher*innen sehr interessiert. Gemeinsam können wir das Projekt bunt gestalten. Wir freuen uns somit über neue Ideen und Kooperationen. Erreichen kann man uns unter der E-Mail Adresse FrieDa@lebenshilfe-tuebingen.de  oder telefonisch im Büro der Lebenshilfe.

Kann man das Projekt mit einer Spende unterstützen?

Ja natürlich! Die Lebenshilfe ist ein Verein, welcher unter anderem durch Spenden finanziert wird, somit freuen wir uns über jede Spende. An diese Stelle möchte ich mich auch noch im Namen des gesamten FrieDa Projektteams bei der Aktion Mensch bedanken. Durch ihre großzügige Spende, konnte das Projekt realisiert werden.

 

Liebe Andrea, vielen herzlichen Dank für die Zeit die Du Dir für das Interview genommen hast! Wir freuen uns schon auf die ersten Veranstaltungen und werden mit Sicherheit darüber berichten.

Das Interview führte Johanna Kreutmayr, Öffentlichkeitsarbeit der Lebenshilfe Tübingen e.V.

 

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>> Katja Seibold, Koordination Ehrenamt

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